Startup Law Lab. Volume III: „Künstliche Intelligenz im Bereich internationaler Fachkräfterekrutierung“
Am 20.11.2024 luden wir zur dritten Ausgabe der Veranstaltungsreihe Startup Law Lab ein, um ein brandaktuelles Thema in den Fokus zu rücken: Künstliche Intelligenz (KI) in der internationalen Fachkräfterekrutierung.
Der anhaltende Fachkräftemangel gehört zu den drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Künstliche Intelligenz bietet dabei innovative Ansätze – von der Automatisierung administrativer Prozesse bis hin zur präzisen und effizienten Talentgewinnung. Zeitgleich steht der Einsatz von KI in der internationalen Fachkräfterekrutierung im Spannungsfeld technologischer Möglichkeiten und rechtlicher Herausforderungen. Für die Gründer von ATTYS ein guter Grund, dieses spezielle Thema in ihrer Event-Serie „Startup Law Lab“ aufzugreifen und näher zu beleuchten. Gemeinsam mit Experten und dem Startup-Service der Wirtschaftskammer Österreich, vertreten durch den Leiter Kambis Kohansal-Vajargah, wurden zahlreiche Gäste empfangen, um mit ihnen über die neuen Ansätze im Bereich der globalen Talentgewinnung zu diskutieren.
Mag. Josef Brunner-Lochan (Gründer von M-Hub.ai) eröffnete den Abend mit spannenden Einblicken in die Entwicklung und Funktionsweise seiner KI-Plattform. M-Hub.ai spezialisiert sich auf die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen in der internationalen Rekrutierung und bietet innovative Lösungen zur Fachkräftegewinnung im Pflege- und Gesundheitsbereich. Mit KI-gestützten Tools unterstützt die Plattform Unternehmen dabei, Herausforderungen wie langwierige Nostrifizierungsverfahren oder komplexe Visumsanträge effizient zu bewältigen.
Dr. Christoph Ludvik (Partner bei ATTYS Rechtsanwälte)beleuchtete in seiner Keynote den rechtlichen Rahmen rund um den Einsatz von KI-Technologien. Im Fokus standen die neuen Regelungen des AI Acts, die Anforderungen der DSGVO und die Frage, wie KI-Effizienz und Innovation in die Fachkräfterekrutierung bringen kann, ohne dabei die Rechtssicherheit aus den Augen zu verlieren. Ziel der Keynote war es, rechtliche Unsicherheiten zu klären und Unternehmen praxisnahe Lösungsansätze an die Hand zu geben.
Nachfolgend ein Überblick unseres ATTYS Experten zu den wesentlichen Aspekten rund um das Thema „Künstliche Intelligenz in der internationalen Fachkräfterekrutierung“:
Künstliche Intelligenz und der globale Wettbewerb um Talente
Der globale Arbeitsmarkt steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Fachkräfte aus Drittstaaten werden für viele Branchen zunehmend essenziell. KI-Systeme unterstützen Unternehmen, indem sie Prozesse wie Dokumentenprüfung und Anerkennungsverfahren oder auch Kandidaten-Matching automatisieren. Gleichzeitig gilt es, rechtliche und ethische Fragen zu beachten.
Rechtliche Leitplanken: Der AI Act und DSGVO
Mit dem AI Act schafft die EU erstmals klare Regeln für den Einsatz von KI-Systemen. Anknüpfungspunkt des AI-Acts ist die Einstufung des Risikos, welches mit der Nutzung bestimmter KI-Systeme einhergeht.
Besonders in der Fachkräfterekrutierung, die als hochriskanter Bereich eingestuft wird, sind Transparenz, Diskriminierungsfreiheit und Nachvollziehbarkeit essenziell. Unternehmen müssen sicherstellen, dass Bewerber über den Einsatz von KI informiert werden, dass Algorithmen keine Vorurteile aufweisen und dass Entscheidungsprozesse dokumentiert werden und überprüfbar bleiben. Ergänzend regelt die DSGVO den Schutz personenbezogener Daten. Sensible Informationen müssen anonymisiert und vor unbefugtem Zugriff geschützt werden. Außerdem haben Bewerber ein Recht auf Einsichtnahme und Einspruch. Diese rechtlichen Rahmenbedingungen erfordern eine durchdachte Implementierung und Überwachung der eingesetzten KI-Systeme. Wir unterstützen Sie dabei, diese Vorgaben in der Praxis rechtskonform umzusetzen.
Chancen und Herausforderungen in der Praxis
KI-Systeme revolutionieren die Fachkräfterekrutierung durch schnellere und effizientere Prozesse. Sie ermöglichen die automatisierte Prüfung von Qualifikationen, optimieren Visumanträge und verbessern die Vermittlung zwischen Unternehmen und Kandidaten. Dabei ist es jedoch entscheidend, potenzielle Risiken zu minimieren. Ohne regelmäßige Kontrolle können unbewusste Vorurteile in die Algorithmen einfließen. Zudem erfordert die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben des AI Acts und der DSGVO kontinuierliche Anpassung. Auch die Qualität der verwendeten Daten spielt eine zentrale Rolle: Fehlerhafte Informationen können die Entscheidungsgrundlagen der KI erheblich beeinträchtigen. Mit der richtigen Strategie und rechtlicher Unterstützung können Unternehmen von den Vorteilen der KI profitieren und gleichzeitig rechtliche sowie ethische Risiken vermeiden.
Unsere Handlungsempfehlungen auf einen Blick
Für Unternehmen, die KI in der internationalen Fachkräfterekrutierung nutzen möchten, sind folgende Punkte essenziell:
- KI-Transparenz gewährleisten: Stellen Sie sicher, dass Bewerber informiert sind, wie und wo KI eingesetzt wird.
- Regulatorische Konformität sicherstellen: Integrieren Sie AI Act- und DSGVO-Vorgaben frühzeitig in Ihre Prozesse.
- Bias minimieren: Prüfen und optimieren Sie Algorithmen regelmäßig auf mögliche Diskriminierungen.
- Prozesse auditierbar gestalten: Dokumentieren Sie KI-gestützte Entscheidungen nachvollziehbar.
- Datenmanagement stärken: Verwenden Sie nur qualitativ hochwertige und relevante Daten für KI-Analysen.
- Sensible Daten schützen: Implementieren Sie strenge Datenschutzmaßnahmen, um Verstöße zu vermeiden.
- Ein letzter wichtiger Punkt ist die Ausgestaltung der Verträge mit Anbietern: Klare vertragliche Regelungen mit Anbietern sind essenziell, um Haftung bei Systemfehlern oder Datenschutzverstößen zu definieren.
Mit der dritten Ausgabe des Startup Law Lab haben wir gezeigt, dass KI nicht nur eine technologische, sondern auch eine rechtliche und ethische Herausforderung darstellt. Gleichzeitig eröffnet sie enorme Chancen, um den Fachkräftemangel nachhaltig zu bekämpfen.